Promotionsabschlusstipendium

Da die sechs Jahre, die ich an der Uni unpromoviert beschäftigt sein darf, im Frühling 2019 um sind, bewerbe ich mich im Herbst 2018 auf ein Promotionsabschlussstipendium. Die Bewerbung wird abgelehnt.
Doktormutter rät mir nachzufragen, warum. Man sagt mir, ich hätte zu wenig Veröffentlichungen und der Text über mein Projekt sei für Laien nicht verständlich.
Ein halbes Jahr später bewerbe ich mich erneut. Die Diskursanalysegruppe – alles Wissenschaftlerinnen, aber Laien, was Zweitspracherwerbsforschung angeht – und der Liebste (Mathematiker) lesen den Projekt-Text und behaupten ihn zu verstehen. Das Stipendium wird bewilligt. Ich fahre schnurstracks in die Uni und kaufe mir im Merchandise-Laden eine Jogginghose mit dem Namen der Uni auf Englisch drauf.
Am letzten Tag meiner Anstellung an der Uni überreichen mir Kolleginnen und Doktorschwestern ein Survival-Paket, in dem sich u.a. eine Tasse mit einer Zeichnung der Uni drauf ist, die eine Kollegin gemacht hat. Von August bis Dezember 2019 sitze ich in meiner University of XXX-Jogginghose zuhause am Schreibtisch und werde mit jedem Schluck Kaffee daran erinnert, dass ich zur fckn akademischen Elite dieses Landes gehöre. Dass irgendwelche Fremden in dieser Auswahlkommission daran glauben, dass ich in den nächsten Monaten meine Diss fertigschreibe, gibt mir immensen Auftrieb. Wenn DIE das glauben, wie könnte ich es dann nicht tun?! Ich darf sie nicht enttäuschen. Sechs Monate lang werde ich tatsächlich dafür bezahlt, an meiner Dissertation zu arbeiten.