Ethnographie

Man bietet mir an, einen ganzen Kurs zu begleiten. Ich sage zu und überlege erst danach, wie ich aus der ganzen Sache überhaupt Daten rauskriegen kann. Jemand sagt mir, dass dieundie Interviewform dafür gut sei und legt mir nahe, das auch zu tun. – Okay, mache ich das halt. Ich möchte Audioaufnahmen vom Unterricht machen, darf aber seitens der Iinstitution nicht. Man fürchtet um die Privatsphäre der Dozent*innen. Ich panicke; in drei Wochen geht der Kurs los. Dann kaufe ich mir ein Buch darüber, wie man ethnographische Feldnotizen anfertigt. (Emerson, Fretz & Shaw 2011). Schreiben kann ich. Das wird schon. Die Doktoreltern runzeln die Stirnen – was sollen das denn für Daten sein? Höchstens Sekundärdaten können das sein! Als ich drei Monate später bei meiner ersten Pflichtvorstellung im Doktorand*innenkolloquium Auszüge aus Feldnotizen zeige, fragt jemand, was das denn solle, „Das kannst du dir ja auch alles ausgedacht haben.“ Doktormutter macht die Löwenmutter und tatzt dem frechen Welpen verbal auf die Ohren: „Feldnotizen sind auch Daten!“. Hört hört! Ich bin jetzt Ethnographin. Als ich beim Cornelsen-Verlag nach Werbegeschenk-Kladden bettle, weil der Füller so gut über das Papier rutscht, schickt man mir einen ganzen Karton.